Mein Sohn

Mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes Roadmovie über eine komplexe Mutter-Sohn-Beziehung.

Die wohl größte Aufmerksamkeit auf Lena Stahls Film »Mein Sohn« dürfte die Hauptdarstellerin Anke Engelke auf sich ziehen. Die bislang vorwiegend für ihre Comedy- und Synchronrollen bekannte Komikerin zeigt sich in dem dramatischen Roadmovie von einer Seite, wie wir sie bislang noch nicht kennen. Und wir wollen unbedingt mehr davon sehen!

Eine Sekunde der Unachtsamkeit, ein Knall und Jasons Leben als angehender Profisportler ist Geschichte. Ein Autounfall wirft den hoffnungsvollen Skateboarder völlig aus der Bahn. Infolgedessen empfehlen ihm die Ärzte einen Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Seine Mutter Marlene (Anke Engelke) bemüht sich rasch um einen Platz in der Schweiz. Hier sollen die Genesungschancen besonders gut sein. Doch Jason (Jonas Dassler) ist alles andere als begeistert von der Idee, dorthin zu reisen und noch dazu mit seiner Mutter zusammen. Die beiden haben sich auf dem Weg zu Jonas‘ Erwachsenwerden irgendwann aus den Augen verloren, schwimmen auf unterschiedlichen Wellen, kommen nicht mehr aneinander heran. Dabei will eigentlich jeder nur das Beste für den jeweils anderen. Ob dieser Roadtrip wider Willen die beiden wieder zusammenführt?

»Mein Sohn« ist weniger eine Tragikomödie (»Vincent will Meer», „Gott, du kannst ein Arsch sein« etc. würden hier unter anderer Regie- und Autorinnenhand vermutlich grüßen), sondern ein klassisches Drama, das von Selbstfindung erzählt. Beiden Hauptfiguren ermöglicht die Reise in die Schweiz die Rückbesinnung auf sich selbst. Erst dann können sie sich auch wieder gegenseitig aufeinander einlassen. Da kommt einem automatisch der Ratgebertipp »Erst, wenn du dich selbst liebst, können dich auch andere lieben.« in den Sinn. Doch in dem Moment, als Marlene und Jason endlich anfangen, in dieselbe Richtung zu blicken, ist »Mein Sohn« auch schon vorbei. Ohne die große Aussprache, ohne wahlweise dramatische oder amüsante Roadmovie-Stationen, die die beiden zusammenschweißen. Trotzdem fühlt man das Happy End, denn was Mutter und Sohn hier über sich lernen, lernen sie auch für den jeweils anderen. Dass all das so hervorragend funktioniert und »Mein Sohn« zu einem der besten deutschen Filme des Jahres macht, liegt auch an den beeindruckend authentischen Dialogen. Hier dürfen die Schauspielerinnen und Schauspieler abkürzen, Silben verschlucken, einander unterbrechen und in unterschiedlichen Lautstärken durcheinanderreden. Da merkt man plötzlich, wie statisch viele Dialoge in hiesigen Kinogefilden nach wie vor sind.

R
Lena Stahl
K
Friede Clausz
M
Angela Aux, Cico Beck, Nicolas Sierig
S
Barbara Gies
D
Anke Engelke, Jonas Dassler, Hannah Herzsprung u.a.
Land
D
Jahr
2021 
Genre
Drama
Länge
94 Minuten
FSK
ab 12
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